Zwischen Rendite und Verantwortung

| June 17, 2025|Categories: Finanzmärkte, Geldanlage|

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class=”article-byline”>Jahrzehntelang galten Rüstungsaktien als moralisch fragwürdig – ein No-Go für viele Anlegerinnen und Anleger. Doch die geopolitischen Veränderungen, insbesondere der Krieg in der Ukraine seit 2022 und herbe Verluste bei ESG-Fonds (Environmental, Social, Governance), haben die Diskussion über Investitionen in die Verteidigungsindustrie neu entfacht. Während Länder wie Deutschland, Polen oder Schweden ihre Verteidigungsbudgets massiv aufstocken und gezielt in ihre Rüstungsindustrie investieren, bleibt Österreichs Finanzbranche zögerlich. Was hält sie zurück, und welche Chancen könnten Anlegerinnen und Anleger verpassen?

Die Zahlen verdeutlichen die globale Trendwende: Laut dem Stockholm International Peace Research Institute (Sipri) stiegen die weltweiten Militärausgaben 2024 um 9,4 Prozent auf 2,7 Billionen US-Dollar. In Europa ist die Erkenntnis entstanden, dass eine starke Verteidigungsindustrie nicht nur sicherheitspolitisch, sondern auch wirtschaftlich attraktiv ist. Ein Beispiel: Der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall verzeichnete 2023 einen Aktienkursanstieg von über 50 Prozent, getrieben durch gestiegene Nachfrage und staatliche Aufträge. Seit 2021 hat sich die Aktie sogar verzehnfacht – ein Plus von über 1000 Prozent seit Kriegsbeginn.

Ein kraftvolles Drama über Mut und Hoffnung

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Österreichs Finanzwelt: Gefangen in der Neutralität?

Österreichs Neutralität, seit 1955 ein Grundpfeiler der Außenpolitik, prägt die Debatte um Rüstungsinvestitionen. Viele Banken und Fonds berufen sich auf ESG-Kriterien, die soziale Verantwortung in den Vordergrund stellen und Rüstungsunternehmen oft kategorisch ausschließen. Während Anlegerinnen und Anleger so auf etwaige Renditechancen verzichten, investieren skandinavische oder französische Fonds gezielt in Unternehmen wie Saab, Leonardo oder Thales.

Schweden, lange neutral und heute Nato-Mitglied, zeigt, wie eine florierende Rüstungsindustrie Innovation und Arbeitsplätze schafft: Saab beschäftigt über 20.000 Mitarbeitende und treibt Technologien wie Künstliche Intelligenz voran. Dass sich das auch finanziell lohnt, zeigt ein Blick auf die Börse: Im Jahr 2024 allein verzeichnete der neue STOXX Europe Total Market Defense Capped Index einen Zuwachs von 52 Prozent (bis Mai 2025), während der breitere STOXX Europe 600 Aerospace & Defense Index im gleichen Zeitraum um 35 Prozent stieg.

Die ESG-Richtlinien, ursprünglich für Klimaschutz und soziale Verantwortung entwickelt, sind nicht auf die neuen geopolitischen Realitäten ausgelegt. Die EU-Kommission betont in ihrer “Defence Industrial Strategy” (2024), dass nachhaltige Finanzierungen den Zugang zu Investitionen für die Verteidigungsindustrie nicht blockieren sollen. Dennoch hapert es an der Umsetzung. Der “European Defence Fund” stellt bis 2027 acht Milliarden Euro für Forschungsprojekte bereit, doch unklare ESG-Vorgaben erschweren die Finanzierung.

Die wirtschaftliche Attraktivität der Verteidigungsindustrie ist dabei unübersehbar. Die European Defence Agency (EDA) berichtet, dass die europäische Verteidigungsindustrie 2022 direkt rund 570.000 Menschen beschäftigt und einen Umsatz von über 70 Milliarden Euro erzielte. Auch an der Börse zahlt sich das aus: Der ETF “VanEck Defense” erzielte seit Auflage eine Rendite von rund 140 Prozent – ein Wert, von dem klassische Branchen nur träumen können. Dennoch bleibt Österreichs Finanzsektor skeptisch. Laut aktuellen Analysen gelten Investitionen in die Rüstungs- und Waffenindustrie im Sinne der ESG-Kriterien weiterhin als “sozial schädlich” und sind bei der Kreditvergabe und Geldanlage für viele Finanzinstitute in Österreich ein No-Go. Dies betrifft nicht nur große Konzerne, sondern insbesondere auch kleinere Zulieferer, etwa aus den Bereichen Cybersecurity oder Präzisionstechnik. Banken und Fondsmanager fürchten um ihre Reputation und schließen entsprechende Unternehmen vielfach kategorisch aus.

Zeit für eine Neuausrichtung?

Für österreichische Anlegerinnen und Anleger stellt sich die Frage: Rendite oder Moral? Die steigenden Verteidigungsausgaben und die wachsende Bedeutung der Rüstungsindustrie bieten attraktive Investitionsmöglichkeiten. Österreichs Finanzwirtschaft steht dabei weiterhin vor einer Herausforderung: Sie muss die Balance zwischen ethischen Prinzipien und wirtschaftlichem Realismus finden. Die geopolitische Lage erfordert eine starke Verteidigungsindustrie – und diese braucht Kapital. Anlegerinnen und Anleger, die bereit sind, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, könnten von einem wachsenden Markt profitieren. Doch dafür müssen Fonds ihre starren ESG-Interpretationen überdenken und differenzierte Kriterien entwickeln.

Ein differenzierter Ansatz könnte die Lösung sein: Statt die gesamte Rüstungsindustrie auszuschließen, könnten Finanzinstitute Projekte fördern, die klar definierte Sicherheitsziele verfolgen, etwa Schutzausrüstung oder Cyberabwehrsysteme. Dies wäre ein möglicher Kompromiss und könnte beispielsweise eine Fokussierung von Unternehmen einschließen, die duale Technologien entwickeln – also Produkte, die sowohl militärisch als auch zivil genutzt werden können, wie Kommunikationssysteme oder Drohnentechnologie. Solche Investments könnten die ethischen Bedenken vieler Anlegerinnen und Anleger mildern, ohne die Renditechancen zu schmälern.

Was meinen Sie?

Ist es in der heutigen Welt vertretbar, Rüstungsinvestitionen aus Prinzip abzulehnen – selbst wenn sie Frieden, Freiheit, Wohlstand, Stabilität und Arbeitsplätze sichern? Wie würden Sie persönlich entscheiden: Zählt für Sie mehr, was ein Investment verdient oder wofür es steht, also ist für Sie die Rendite wichtiger als die moralische Verantwortung?

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