Nachhaltigkeit zum Preis von Renditen

| May 31, 2024|Categories: Finanzmärkte, Geldanlage|

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Nachhaltige Investmentfonds, oft als ESG-Fonds (Environmental, Social, Governance) bezeichnet, erfreuen sich in den letzten Jahren wachsender Beliebtheit. Investoren legen zunehmend Wert auf ethische, soziale und ökologische Kriterien bei ihren Anlageentscheidungen. Doch trotz des positiven Trends und der guten Absichten halten nachhaltige Investmentfonds nicht immer das was sie versprechen. Sei es, dass sie vorgeben nachhaltig zu sein, es jedoch nicht wirklich sind (Greenwashing) oder, dass diese unterdurchschnittliche Renditen erzielen. Dies wirft Fragen über die langfristige Rentabilität und Wettbewerbsfähigkeit solcher Fonds auf.

Entwicklung der Renditen nachhaltiger Fonds

Die Marke ESG hat wahrscheinlich ihre besten Tage hinter sich. Nach einer dreijährigen Begeisterung für Anlageprodukte mit Schwerpunkt auf Umwelt-, Sozial- und Unternehmensführungsbelangen sank der Anteil neuer Fonds in den USA und Europa mit ESG-Namen laut einer Analyse von einem Höchststand von 8,3 % auf 3,3 % nach den vierteljährlichen Daten von Morningstar Direct. Laut Google Trends sind Online-Suchanfragen nach „ESG-Investitionen“ auf das Niveau von Mitte 2019 zurückgegangen.

Auch die Arbeiterkammer Wien hat während der vergangenen eineinhalb Jahre sämtliche nachhaltige Investmentfonds der größten Banken in Wien, Niederösterreich und Kärnten untersucht. Das Ergebnis war ernüchternd: Die meisten Banken sind in ihrer Performance weder authentisch noch transparent.

In den letzten Jahren haben nachhaltige Fonds oft besser abgeschnitten als ihre konventionellen Pendants. Diese Entwicklungen können vor einer Wende stehen, und dies ist auf mehrere Faktoren zurückführen:

Sektorale Konzentration: Viele nachhaltige Fonds sind stark in Sektoren wie erneuerbare Energien, Technologie und Gesundheitswesen investiert. Diese Sektoren haben in den letzten Monaten unter Druck gestanden, was sich negativ auf die Renditen auswirkte.

Regulatorische Veränderungen: Strengere Vorschriften und Berichtspflichten im ESG-Bereich haben die Betriebskosten für nachhaltige Fonds erhöht. Dies könnte zu einer geringeren Netto-Rendite führen.

Marktvolatilität: Die allgemeine Marktunsicherheit, bedingt durch geopolitische Spannungen und wirtschaftliche Herausforderungen, hat die Aktienmärkte weltweit belastet. Nachhaltige Fonds, die oft weniger diversifiziert sind, könnten hierdurch stärker betroffen sein.

Vergleich von nachhaltigen und konventionellen Fonds

Einer der größten Vermögensverwalter ist BlackRock mit dem CEO Larry Fink an der Spitze. Nachdem er sich jahrelang dafür eingesetzt hat, dass Investmentfonds und Unternehmen Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren berücksichtigen, hat Larry Fink die Buchstaben aus seinem Wortschatz gestrichen.

Er versuchte, die Macht von BlackRock als Verwalter von Millionen von Investoren zu nutzen, um Unternehmen zu einer klimafreundlichen Politik zu bewegen und sie dazu zu drängen, die sozialen Auswirkungen ihrer Geschäfte offenzulegen. Er argumentierte lange, dass der weltweit größte Vermögensverwalter und seine Konkurrenten gleichzeitig Geld verdienen und die Welt zu einem besseren Ort machen könnten. Im Jahr 2024 erwähnt der Vorstandsvorsitzende die Abkürzung nicht mehr in öffentlichen Briefen und Kommentaren.

Ein weiterer Grund dafür, dass sich die ESG-Bewegung nicht durchsetzen konnte, war, dass es den Fonds schwerfiel, den breiteren Markt zu übertreffen und zu zeigen, dass die gemachten Investitionen tatsächlich der Nachhaltigkeit zugute kamen. Laut Morningstar haben Anleger im vergangenen Jahr etwa 13 Milliarden US-Dollar oder etwa 4 % des Vermögens aus öffentlich gehandelten ESG-Fonds abgezogen. Das Angebot von BlackRock, überwiegend indexnachbildende ESG-Fonds, verzeichnete hingegen Zuflüsse.

Trotz dieser aktuellen Performance-Probleme bleibt die Nachfrage nach nachhaltigen Anlagen hoch. Blickt man auf breit gefächerte Indices wie den MSCI ACWI SRI Index, so waren diese durchaus in der Lage den breiten Markt zu schlagen. Andere nachhaltige Fonds wie der Erste WWF Stock Environment mussten in den letzten Jahren Rückschläge von annähernd 50 Prozent  hinnehmen.

Zukunftsaussichten

Während die kurzfristige Performance von nachhaltigen Investmentfonds enttäuschend sein mag, gibt es mehrere Gründe, optimistisch zu bleiben:

Langfristige Trends: Der Übergang zu einer nachhaltigeren Wirtschaft und der Druck auf Unternehmen, ESG-Praktiken zu verbessern, dürfte langfristig positive Effekte auf die Performance nachhaltiger Fonds haben.

Innovationen und Technologien: Fortschritte in den Bereichen erneuerbare Energien, grüne Technologien und nachhaltige Praktiken könnten zu neuen Wachstumschancen führen.

Regulatorische Unterstützung: Die Europäische Union und nationale Regierungen unterstützen zunehmend nachhaltige Investitionen durch Anreize und Förderprogramme.

Fazit

Nachhaltige Investmentfonds in Österreich und Europa haben in letzter Zeit unterdurchschnittliche Renditen erzielt. Dies ist auf eine Kombination von sektorspezifischen Herausforderungen, regulatorischen Veränderungen und Marktvolatilität zurückzuführen. Trotz dieser Herausforderungen bleibt das langfristige Potenzial dieser Fonds vielversprechend, da der Trend zu nachhaltigem Investieren und die Unterstützung durch Regierungen und Gesellschaft weiter anhalten wird. Anleger sollten sich jedoch der aktuellen Risiken bewusst sein, aber auch die Chancen langfristiger Nachhaltigkeit berücksichtigen.

 

Quellen:

Nachhaltiges Veranlagen, Geldanlage mit mehr Lug als Betrug?

AK Studie zu nachhaltigen Investmentfonds

ESG Investing Loses Its Steam, The Wall Street Journal, 25 Marz2024

BlackRock Retreats From ESG Following Pushback, The Wall Street Journal, 4 März 2024

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