Sind wohlhabendere Menschen die besseren Geldanleger und Investoren?

| January 24, 2022|Categories: Finanzmärkte, Geldanlage|

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Wenn Sie eine statistische Analyse der Renditen von Investments von Anlegern durchführen, sind ein wesentlicher Treiber für höhere Renditen Anleger, die zu Beginn vermögender sind. Diese erzielen tendenziell höhere Renditen als mittellosere Anleger.

Man kann sagen, dass dies daran liegt, dass vermögende Anleger Zugang zu Anlageprodukten mit (vermeintlich) besseren Renditen wie Hedgefonds haben, welche weniger vermögende Anleger nicht haben. Das ist jedoch nur die halbe Wahrheit. Der durchschnittliche Ertrag von Hedgefonds war nicht nur in den letzten Jahren, sondern im Wesentlichen in den letzten zwei Jahrzehnten ziemlich schlecht. Anleger hätten Hedgefonds mit einem einfachen Portfolio aus Aktien und Anleihen leicht übertreffen können (und sich dabei eine Menge an Gebühren erspart).

Risiken guter Renditen der Vergangenheit und von Fonds

Man sollte davon ausgehen, dass sich vermögende Menschen, Institutionen oder Stiftungen um die Risiken dieser Hedgefonds oder Investmentfonds bewusst sind. Schließlich müssen diese doch über bestimmte Fähigkeiten und Strukturen verfügen, ansonsten wären sie erst gar nicht so weit gekommen. Dem ist jedoch nicht so. Es ist eine übliche Praxis, dass beispielsweise Stiftungen Berater engagieren und diese ihnen bei der Identifizierung geeigneter Fonds (seien dies Hedgefonds oder herkömmliche Investmentfonds) zur Seite stehen. Häufig werden dann solche (hauseigene) Fonds empfohlen, welche in den vergangenen Jahren die besten Renditen erwirtschafteten. Jedoch ist das gerade der schlechteste Zeitpunkt, um in diese Fonds zu investieren. Es gibt weitreichende Belege, dass die Gewinner der Vergangenheit mit hoher Wahrscheinlichkeit die Verlierer von morgen sein werden. Dies deshalb, da die meisten Fonds, welche überdurchschnittliche Renditen erzielten (aufgrund von Glück oder dem hohen Risiko, welchen sie sich aussetzten), in den darauffolgenden Jahren mäßige oder unter-durchschnittliche Renditen abwerfen. Die „Jagd“ nach Kapitalerträgen nimmt dabei solche Ausmaße an, dass die meisten regulatorischen Behörden der jeweiligen Länder es vorschreiben, dass Fonds bei der Angabe ihrer vergangenen Renditen entsprechende Warnhinweise anzugeben haben („vergangene Renditen sind kein Hinweis für zukünftige Resultate“). Leider wird das sehr vielen Anlegern und Investoren vorenthalten, obwohl die Gesetzgeber meist im Kleingedruckten darauf hinweisen.

Gründe für höhere Renditen

Die höheren Renditen wohlhabender Anleger sind somit nicht auf den Zugang zu überlegenen Anlageinstrumenten zurückzuführen. Generell zeigt sich, dass wohlhabendere Anleger sich bei der Auswahl ihrer Anlagen einfach mehr Mühe geben. Sie nehmen mehr professionelle Beratung in Anspruch als ärmere Anleger und nehmen sich mehr Zeit für ihre Recherchen und die Auswahl der richtigen Anlageinstrumente, in die sie investieren möchten. Viele Menschen warten bis sie ein beträchtliches Vermögen angehäuft haben. Es ist jedoch ein Fehler zu glauben, dass nur diejenigen mit hohen Vermögenswerten mit Veranlagungsberatern zusammenarbeiten sollten. Kompetente Ver-mögensberater können einen Plan für Ihren langfristigen Erfolg ausarbeiten und Ihnen bei Problemstellungen zur Seite stehen. Viele vermögende Menschen ziehen auch schon alleine deshalb jemanden zurate, ganz einfach weil diese viel zu verlieren haben, wenn sie auch nur einen kleinen Fehler begehen. Allgemein kann auch sehr viel bei Themen wie Renditen nach Kosten, steuerlichen Agenden, fortlaufender Beratung bei Erwerbsunfähigkeit oder Tod, Planungsagenden von Ange-legenheiten, die vornehmlich nicht Investments berühren und bei laufenden Problemstellungen, bspw. die Familie betreffend, bewirkt werden. Wohlhabende Menschen – dies kann immer wieder beobachtet werden – sind eher bereit und es gewohnt, sich dafür Zeit und die entsprechenden Dienst-leistungen in Anspruch zu nehmen. Das Ergebnis ist, dass sie im Vergleich zu weniger vermögenden Anlegern tendenziell diversifizierter sind und eine bessere Renditen aufweisen.

Aber warum sollten wohlhabendere Menschen mehr Mühe für ihre Vermögensplanungen investieren? Ein Faktor könnte sein, dass wohlhabendere Menschen tendenziell etwas mehr Zeit zur Verfügung haben. Sie sind tendenziell älter, sodass im Durchschnitt ein höherer Anteil von ihnen zum Beispiel im Ruhestand ist. Außerdem kann für wohlhabendere Menschen natürlich mehr Geld auf dem Spiel stehen und sie können einfach mehr Zeit investieren, um sicherzustellen, dass sie ihre Vermögenswerte in die richtigen Anlageklassen investieren. Was auch immer der Grund ist, die Lektion für uns alle sollte klar sein: Investieren ist nicht etwas, das Sie in wenigen Minuten erledigen können, da es Zeit und Mühe braucht, sodass eine richtige und dem Anleger entsprechende Diversifikation und Risikostreuung gewährleistet ist.

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